© Andrea Salzmann SPITZE– eine Auseinandersetzung mit dem klassischen Tanz, seinen Menschen, seinen Hierarchien, seinen Illusionswelten, seinen Körperbildern. Ausgangsmoment ist das romantische Ballett, das Aufkommen des Spitzentanzes im 19. Jahrhundert und der damit einhergehenden Idealisierung der Ballerina. Das Interesse daran entwickelte sich aus Doris Uhlich´s letzten Arbeit und, in der ältere Menschen, die weder ausgebildete SchauspielerInnen noch TänzerInnen sind, die Robustheit und Fragilität ihrer Körper und ihre Gesten in den Mittelpunkt gestellt wurden. SPITZE dagegen legt den Schwerpunkt nicht auf alltägliche Gesten, sondern auf den seit Jahrhunderten fixierten Code des klassischen Bühnentanzes. Suanne Kirnbauer, 1. Solotänzerin i.R. der Wiener Staatsoper, Harald Baluch, Solotänzer und Doris Uhlich, die mit 30 Jahren mit dem Spitzentanz beginnt, treffen aufeinander. Die PerformerInnen verlassen ihre gewohnten Darstellungsmittel und Bühnenpräsenzen, finden neue Zugänge zur eigenen tänzerischen Biografie. Es begegnen sich unterschiedliche Menschen, die ohne den Ballettcode nie in Berührung gekommen wären. Sie war schmächtig, es machte aus ihr ein Schattenwesen; sie war gleich einem Wölkchen, das sich an den Ufern eines blauen Sees erging, ein Nebelflöckchen, das der Wind am Wasserfall aufwirbelte! Ein Kranz von zartrosa Winden umschlang ihr Haar; hinter ihren gebrechlichen Schultern bebte ein Flügelpaar aus Pfauenfedern. Ihr Kleid schien aus dem Gewebe von Libellen, ihr Schuh aus dem Kelch einer Lilie verfertigt zu sein. Sie kam und entschwand wie ein Traumwesen; wenn man glaubte, sie sei dort, so war sie bereits anderswo. ein Ballettomane über Marie Taglioni – erste Meisterin des Spitzentanzes – in „La Sylphide“, 1832 Frau Uhlich, wenn ich gewusst hätte, dass ich mit Ihnen arbeite, hätte ich die letzten 22 Jahre trainiert! Susanne Kirnbauer Das hab ich noch nie gesehen: Jemand beginnt mit 30 Spitzentanz und hat keine Parodie im Sinn. Harald Baluch Mich interessiert, der Sehnsucht und dem Streben nach Schwerelosigkeit im Ballett auf den Grund zu gehen, das ‚Fleisch‘ im Ballett zu finden und gleichzeitig das Pathos so aufzuspüren, dass es hauchdünn bis üppig inszeniert und mit ihm umgegangen werden kann. Dadurch werden die BalletttänzerIn und ich in einen Kontakt treten, der menschlich und zugleich kodifiziert ist. Doris Uhlich Im klassischen Ballett gibt es vielfältige Konstruktionen, um Illusion zu erzeugen. Was aber passiert, wenn Ballettgesten auf eine Handbewegung reduziert werden? Andrea Salzmann Uraufführung: 25/04/2008 brut / Wien Biografien Mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Die Bilder können unter Angabe der Fotocredits honorarfrei abgedruckt werden.
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